Liebe Gemeinde,
dieser Monat August wird in die Geschichte von mmui als der Monat der Gastbeiträge eingehen. Nachdem bereits der Ösi-Investor und der Privatier äußerst beliebte Beiträge verfasst haben, freue ich mich, heute einen Post von Baldur veröffentlichen zu dürfen. Viel Spaß dabei und auf eine rege Diskussion! Nun aber los…
Danke, dass ich diesen Gastbeitrag schreiben darf. Ich muss seit einiger Zeit, wenn ich bestimmte Beiträge oder Kommentare lese an eine Begebenheit aus 1998 denken. Auch damals hat man sich schon über das Thema finanzielle Freiheit Gedanken gemacht und kam zu einem doch sehr
anderen Ergebnis als heute…
1998 hatte ich einige Bänker im Freundeskreis, alle auch wie ich Anfang 20. Wie es so ist, man kommt mal eben auf das Thema finanzielle
Unabhängigkeit. Einer dieser Bänker stellte fest, dass man ab 300.000 DM von der Erträgen leben kann. Dem wurde, auch von den anderen Bänkern,
einhellig zugestimmt. Die Älteren werden sich erinnern, der Umrechnungskurs war 1,95583 vereinfacht sage ich einfach mal 1:2 oder 300.000 DM = 150.000 EUR.
Die Rechnung funktionierte folgendermaßen. Aktien bringen 12% Rendite p.a. macht also 36.000 DM pro Jahr und damit 3.000 DM pro Monat.
Jetzt kann man Kapitaleinkünfte nicht 1:1 mit Arbeitslohn gleichstellen, aber 3.000 DM Gehalt war damals ziemlich ordentlich, zumindest im Osten
der Republik, wo ich damals gelebt habe, aber sicher auch in den alten Bundesländern. Der Vollständigkeit halber, die Abgeltungssteuer war
damals noch nicht erfunden aber dafür der Sparerfreibetrag deutlich höher.
Die Rechnung klang aus damaliger Sicht in jedem Fall ausgesprochen plausibel, aber aus heutiger Sicht haben sich doch ein paar Parameter geändert und die Inflation hat sich auch ganz schön ausgewirkt.
Was ich rückblickend mitgenommen habe ist, dass z.B. ein Selbständiger ohne sonstige Rentenversicherung bzw. Renteneinnahmen eher nicht zu knapp kalkulieren sollte. Ich traue meinen damaligen Freunden aber auch nicht zu, dass sie einen Bankkunden ohne sonstige Renteneinkünft mit 300.000 DM auf der hohen Kante gesagt hätten, er muss sich keine Sorgen machen, er kann ruhig in den Ruhestand gehen …
Man sieht an diesem Beispiel aber schön die Unwägbarkeiten und vor allem die Auswirkungen der Inflation. Inzwischen heisst es nur noch, dass Aktien 6-7% Rendite pro Jahr abwerfen, was die jährlichen Einkünfte gegenüber den Annahmen die noch 1998 herrschten einfach mal halbiert.
Selbst bei eher utopischen 12% kommt man mit einem Bruttogehalt von 3.000 DM oder nun ca. 1.500 EUR auch nicht mehr ganz so weit.
Auf der anderen Seite habe ich im Laufe der Jahre aber auch gelernt, dass man Dividenden nicht unterschätzen darf.
Ich kann das mit einem Beispiel untermauern. Die Dividende von BASF hat sich von ungerechnet 0,57 EUR in 1999 auf 2,50 EUR in 2011 fast verfünffacht und damit die Inflation deutlich outperformed ( Quelle ). Damit wäre innerhalb der paar Jahre aus einer Dividendenrendite von z.B. 5% eine Rendite von 25% geworden.
Hätte mal also damals die oben genannten 300.000 DM bzw. vereinfacht 150 TEUR in BASF angelegt wäre die Dividende von 7,5 TEUR pro Jahr auf inzwischen 35 TEUR angestiegen.
Das klingt für mich schon relativ finanziell unabhängig 🙂 Ähnliche Ergebnisse wird man bei den meisten gesunden Gesellschaften finden.
Ich freue mich auf Eure Kommentare oder Meinungen.
Zum Weiterlesen:
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Finanzielle Unabhängigkeit durch Auswandern?
1. Die wie auch immer geartete Aktienrendite ‚hinkt‘, da es Baisse-Jahre oder seitwärts-Jahre gibt. In dieser Zeit verbraucht man dann gezwungernmaßen einen Teil des Kapital. Was entnommen wird kann auch bei starkem Anstieg nicht mehr auf den ursprünglichen Wert ansteigen.
2. Die Überlegungen stammen 1998 aus der New ecnomoy-Zeit und wir wissen was 2000 passiert ist.
3. Die 300.000 DEM von damals wären heute bei 8 % Realinflation (Energie, Miete,…) 382.215,53 € !!
Hi,
ich meine mich erinnern zu können, dass noch bis zzuzumzumGrossen CCrCraCrasCrashCrash in 2007 immer von 12 % langfristiger Rendite mit Aktien die Rede war. Dann hiess es plötzlich „wer vor 20 Jahren in den Dax investiert hat, hat seitdem nichts verdient“, aber jetzt wo der Dax wieder bei 7000 Punkten steht, tauchen wieder wilde Aktienrenditen auf.
Die 8% Inflation können gar nicht stimmen, unsere Politiker sagen doch es sind nur 2%. Naja, Spass beiseite früher habe ich mal 2,50 Dm für eine Bratwurst am Stand bezahlt jetzt sind es um die 3 Euro. Das macht mal eine satte Inflation aus. Es ist auch noch gar nicht so lange her, dass der Liter Diesel 1 Dm kostete.
Fakt ist jedenfalls, dass es aus meiner Sicht extrem schwierig ist die finanzielle Unabhängigkeit zu errechnen. Neben der Inflation kann man die Rendite auf das eingesetzte Kapital kaum noch kalkulieren.
Auf eine Million Euro bekommt man, wenn man diese verzinslich anlegt nicht mal mehr 20 TEUR Zinsen. Das war auch schon mal anders.
Mir ging es bei dem Artikel auch darum zu zeigen, wie schnell die Welt sich verändert. Was vor ein paar Jahren noch seriös kalkuliert schien, ist inzwischen durch deutlich niedrigere Renditen bei gleichzeitig höher Inflation überholt.
Guten Morgen,
das stimmt. Früher was es nicht unüblich von 12% Rendite auszugehen. Auch Bodo Schäfer hat immer 12% Rendite für sein Berechnungen verwendet. Zum Beispiel auch in seinem Buch: Der Weg zur finanziellen Freiheit.
Heute sieht man, dass dies alles eher Utopie als Wirklichkeit ist.
LG
Marion
Hallo Baldur, Marion,
Zu den 12% fällt mir noch ein, dass man abseits von Aktien bei irgendwelchen Investitionsangeboten immer mal so oder so ähnlich hört/liest :
Bis zur Umlaufrendite ist es o.k.
Bis 8-% trägt man ein erhöhtes Risiko.
Ab 8% ist in der Regel keine seriöse Geldanlage mehr möglich, die Renditen zu hoch angegeben.
Hinter den Prozentsätzen sollten ja auch tatsächiche Wertschöpfungen/Einnahmen stehen und keine Steuerkontrukte, Spekulationen oder Ähnliches.
Hallo Baldur,
erstaunlich fand ich den FU-Betrag von DM 300.000,00 der damals bei Euch kursierte.
Ich habe mich ungefähr zur selben Zeit mit dem Thema FU durch Geldanlage ernsthafter auseinander gesetzt und hatte da doch einen viel höheren Betrag ins Auge gefasst.
Ich setze hier mal einen Link zu meinem Lieblingsbeitrag zum Thema „Mein Weg zur FU“ rein.
Hier werden meiner Meinung nach realistischere Beträge genannt, sowohl vom Betrag als auch von den zu erwartenden Renditen.
Hier wurde die FU mit Derivaten erzielt, aber ich habe/würde es anders machen.
http://www.wallstreet-online.de/community/thread/268620-1.html
Super Beitrag der eines vorallem ganz klar macht…
Ohne sein Vermögen regelmässig zu überwachen, anzugleichen, umzuschichten, trendserkennen und trendumkehren genauso…
kurz um OHNE TRAIDING kann die stolzeste Summe schnell den BAch runtergehen.
Die Indizez bewegen sich nun mal auf und ab, ob im 10 Jahresrhymus, im einjahres Rhytmus oder im 5 Minuten Chart. Wer sich nur treiben lässt, und nicht schwimmt läuft in der Gefahr unter zu gehen.
Zu jeden Einstig gehört auch ein Ausstieg (sonst werd dat nix)
Beste Grüße
Geldfuchs
Danke für den schönen Beitrag!
Hier wird einem al wieder vor Augen geführt, daß man sich auf nichts im Leben wirklich verlassen kann.
Ich mag gar nicht daran denken, wie viele glaubten es bereits geschafft zu haben und dann später böse aufwachten, als die Märkte wieder realisischer wurden.
Die Inflation tut dann noch ein übriges.
Ja, es ist schon nicht ganz so einfach. Neben der Einkommensteuer und Inflation dar man auch nicht vergessen, dass man noch Geld für die Krankenversicheung braucht. Das sind bestimmt auch nochmal mindesten 300,00€ netto. Bezüglich der Rendite würde ich maximal mit 5% bis 6% rechnen, und das ist auch schon sportlich. Ich würde noch zusätzlich die Immobilien als gute Kapitalanlage in den Ring werfen.
Bin auch seit einiger Zeit bei den „Träumern“ dabei. Hab auch einige Bücher gelesen, und in den letzen 7 Jahren nicht zur Million gekommen, da ich mir das auch nicht vorstellen konnte. Aber jetzt zurückblickend hab ich eigentlich alles erreicht was ich mir damals als Ziel gesetzt habe.
Hab seit 2 Tagen auch angefangen zu bloggen, und dort auch meinen Stand und istsituation beschrieben (vieleicht kann mir ja jemand helfen :-))
Zu den Renditen: ich denke es ist immernoch realistisch 8-12% Schnitt zu erreichen. Aber sicherlich mit mehr Aufwand, Gespür und auch Risiko. Der Arbeitseinsatz in einem Unternehmen ist für mich auch Investition, Steuerersparnisse als Unternehmer bei gewissen Investitionen sind auch Ersparnisse. Dann kommen diese Prozente auch zu guter letzt heraus. Und ich glaube je besser man das macht, desto schneller dreht sich das Rad…
PS: Arcad kann ich deinen Blog hier bei mir verlinken? Hier findet man interessante Artikel und Kommentare. Danke!!