Tony Hegewald – pixelio.de

JustDoIt meldet sich nicht nur in den Kommentaren, sondern auch mit einem neuen Gastbeitrag zurück. Diesmal berichtet er über eine wirklich spannende Anlage. Viel Spaß mit seinem Artikel:

Ich habe es getan. Das zweite Mal in meinem Anlegerleben. Ich habe eine Anlage getätigt, die ich zumindest teilweise als Zock betrachte. Ich möchte hier lediglich mögliche Denkweisen , Anlagemöglichkeiten und Rechenmöglichkeiten darstellen und gebe hier ausdrücklich keine Empfehlungen ab! Insbesondere soll der Artikel keine Kaufempfehlung für die beschriebene Anleihe sein. Überhaupt habe ich keinerlei Interesse an einem Pushen des Wertpapieres, da ich ohnehin keine Verkaufsabsicht habe und meine große Chance im Halten bis zum Laufzeitende sehe.

Auf der Suche nach interessanten Anleihen bin ich vor kurzem auf die Anleihe Solarworld (ISIN: XS0478864225) gestoßen. Solarworld war zu dem Zeitpunkt (Anfang September 2012) bei den Investoren ganz unten durch. Die Aktie z. B. notierte knapp über einen Euro – ungerecht, denn die Marktkapitalisierung entsprach nur etwa einem Viertel des Gesamtwertes des Unternehmens. Die genannte Anleihe (Nennwert je Stück 1000 EUR) notierte bei nur 20%. Die Aussichten düster, Solaranlagen werden derzeit gebasht ohne Ende. Hinzu kommt die chinesische Konkurrenz, die die Preise drückt und in Europa schon so manche Solarfirma in die Pleite getrieben hat. Aber: Solarworld gehört zu den größten der Branche. Frank Asbeck kämpft wie ein Löwe für seine Firma. In den USA wurden gute Zahlen geschrieben. Die Marktkonsolidierung im Solarbereich ist recht weit fortgeschritten. Auch in China sind Unternehmen pleite gegangen. Der Fortschritt bedeutet auch, dass die Unternehmen, die jetzt noch da sind, eine gute Chance haben, zu überleben. Und ganz nebenher beschäftigt sich die EU-Kommission seit geraumer Zeit mit eventuellen Strafzöllen gegen chinesische Panels. Für mich ausreichend Gründe, zu sehen, ob man einen Schnapper machen kann.

Für mich war die Entscheidung, ob ich mich nun auch noch mit der Aktie beschäftigen soll recht einfach: Wenn das Unternehmen fortbestehen wird, kann die Aktie dennoch fallen oder nur minimal steigen. Die Anleihe hingegen hat einen feststehenden Nennwert von 1000 EUR. Und der wird – vorausgesetzt es gibt Solarworld Anfang 2017 noch – dann auch zurückgezahlt. Also habe ich mich nur mit der Anleihe beschäftigt. Nun möchte ich Euch vorstellen, welche Rechnung ich aufgemacht habe und warum ich die Rechnung so aufgemacht habe. Ich habe im Übrigen mehr als eine Anleihe gekauft. Da ich die genaue Menge für mich behalten möchte, rechne ich im folgenden immer nur mit einer einzigen Anleihe. Im Übrigen lasse ich die Abgeltungssteuer außen vor. Ebenso Orderentgelte, da diese u. U. Rückschlüsse auf das Investitionsvolumen zulassen:

Die Anleihe (Kupon 6,125%) im Nennwert von 1000 EUR habe ich Anfang September 2012 zu einem Kurs von 20% für 200 EUR gekauft. Zusätzlich musste ich Stückzinsen von etwa 39 EUR bezahlen, da der Kupontermin immer am 21.01. eines Jahres ist. Wenn Solarworld vor dem 21.01.2012 zahlungsunfähig wird, habe ich einen Totalverlust. Ich halte die Wahrscheinlichkeit dass in den fünf Monaten was passiert aber für äußerst gering. Auf längere Sicht steigt das Zahlungsunfähigkeitsrisiko jedoch. Aber: Nehmen wir an, ich erhalte am 21.01.2013 den Kupon von 61,25 EUR und Solarworld wird dann vor dem folgenden Kupontermin zahlungsunfähig. Dann habe ich einen Verlust von 200+39-61=178 EUR. Durch die jährliche Kuponzahlung wird das Risiko unterm Strich immer kleiner. Man kann das Risiko so beschreiben:

Pleite vor 21.01.2013: (Total-) Verlust 239 EUR
Pleite 22.01.2013 – 21.01.2014: Verlust 178 EUR
Pleite 22.01.2014 – 21.01.2015: Verlust 117 EUR
Pleite 22.01.2015 – 21.01.2016: Verlust 56 EUR
Pleite 22.01.2016 – 21.01.2017: Gewinn 5 EUR
21.01.2017 nicht pleite: Gewinn 1067 EUR

Wenn Solarworld nicht zahlungsunfähig wird, dann wird am 21.01.2017 die Anleihe zum Nennwert von 1000 EUR zurückgezahlt. Meine Zahlungsrückflüsse wären dann 1000 EUR Nennwert plus 5 x 61,25 EUR Kupon = gesamt 1306 EUR. Gezahlt habe ich 239 EUR. Möglicher Gewinn wäre also 1067 EUR. Das entspricht einer Verzinsung von etwa 40% p.a. Ich habe aus diesen Berechnungen folgenden Schluss gezogen: Kaufen. Einer sehr attraktiven Verzinsung durch Kupon und Rückzahlbetrag steht ein Risiko gegenüber, welches zum einen verhältnismäßig überschaubar ist (Dieser Punkt ist für mich der Zock!) und zum anderen sogar von Jahr zu Jahr sinkt.

Wenn ich mir den aktuellen Kurs der Anleihe ansehe, fühle ich mich bestätigt: Zum jetzigen Zeitpunkt (01.10.2012) notiert die Anleihe mit 28%. Ich habe also je Anleihe schon 80 EUR = 40% Gewinn gemacht. Ich fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt, immerhin haben offenbar eine Menge anderer Anleger das gleiche getan. Nur später 🙂 halt. Es kann natürlich auch ein kollektiver Irrglaube sein. Das weiß ich spätestens 2017. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, eine zwar riskante Anlage mit einem sehr guten Chance/Risiko-Verhältnis getätigt zu haben. Aus heutiger Sicht ist für mich der Zock-Charakter immer noch vorhanden. Besser als Lotto ist es aber allemal…

Abschließend möchte ich erwähnen, dass ich grundsätzlich Wert auf Werthaltigkeit meiner Anlagen lege. Aber probieren musste ich es jetzt einfach 🙂 .

Ich hoffe, dass Euch mein Gastbeitrag gefallen hat und freue mich auf Euer Feedback.

Gruß
JustDoIt

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