Hier kommt der letzte Teil des tollen Gastbeitrags von JustDoIt. Huet geht es um Anlagestrategie… Viel Spaß!:
Liebe Leser von MMUI!
Gerade bei Geldanlagen muss man viel lernen, oftmals muss man leider auch Lehrgeld bezahlen. Ich möchte Euch mit diesem mehrteiligen Gastbeitrag ein wenig an meinen Erfahrungen und Plänen teilhaben lassen. Vielleicht hat der eine oder andere ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich würde mich freuen, wenn meine Offenheit und Mühe mit konstruktivem Feedback und Anregungen bedacht würde.
Ein Ruck muss durchs Depot gehen
Teil 3: Neue Wege
In Teil 1 und 2 habe ich darüber berichtet, dass ich mit der Wertentwicklung meines Fondsdepots nicht sehr glücklich war. Ich habe auch vier Hauptursachen hierfür dargestellt. Im aktuellen Beitrag berichte ich über ergriffene Sofortmaßnahmen und weitergehende Überlegungen.
1. Depotmanagement
Ich habe mein Depot im Vertrauen auf die „Autopilotenfunktion“ jahrelang nicht wirklich aktiv gemanagt hat. Dies hat sich so eingeschlichen. Kein Wunder. Jeder ist mal klein angefangen und auch in meinem Depot war zu Beginn nur ein Betrag, welcher nicht sonderlich spannend war. Was sollte man da schon managen? Tja, und dann ist es so geblieben. Heute finde ich das höchst verwerflich und regelrecht verantwortungslos. Also: Depotmanagement musste her. Ich nehme mir jetzt jeden Monat etwa etwa eine bis zwei Stunden Zeit, um das Depot (in Wirklichkeit sind es zwei) zu analysieren, einen Kurzbericht (nur für mich) über das Geschehen des letzten Monats zu erstellen, alle für mich relevanten Daten in einem hübschen eigens geschaffenen Excelblatt zu dokumentieren und mich am Monatsergebnis zu erfreuen, sofern es positiv war.
2. Alles raus was keine Miete zahlt
Nachdem ich mein Depot ganz kritisch unter die Lupe genommen habe, habe ich festgestellt, dass die Wahl der einzelnen Positionen sooooo schlecht gar nicht war. Ich habe aber auch zwei Ausnahmefonds ausmachen können, welche mit erheblicher Performance glänzten. Leider nur in der falschen Richtung. Z. B. diese lahme Ente hier: WKN 847408. In 10 Jahren etwas über 25% Wertentwicklung. Das sind umgerechnet ca. 2,25 % p.a. Hut ab! Ich habe diese Position nach meinem neuen Motto „Alles raus was keine Miete zahlt“ liquidiert und in verheißungsvollere Fonds gesteckt. Das praktische ist, dass ich keine Ausgabeaufschläge zahle. Dann fallen solche Entscheidungen leichter. Ich werde in Zukunft Positionen, die meiner Meinung nach nicht genug Rendite bringen, früher liquidieren. Niemand kann die zukünftige Entwicklung eines Fonds absehen, aber ich sehe es halt nicht mehr ein, dass meine Taler nur eine Sparbuchrendite erwirtschaften. Das Geld soll vernünftig arbeiten!
3. Strategie
Nur rein vorsorglich und mit Rücksicht auf die in unserem Lande zum Teil bestehenden und vielleicht irgendwann einmal zu erwartenden völlig bescheuerten Regelungen hinsichtlich der Haftung weise ich darauf hin, das alle von mir beschriebenen Ansichten zu Strategie oder zu einzelnen Fonds keine Handlungsempfehlungen sind.
Strategie? Meine bisherige Strategie war ziemlich einfach. Hold and buy. Warum das in meinen Augen ganz großer Käse ist, habe ich ausführlich in Teil 2 beschrieben.
Erster Ansatz:
Es muss eine Stop-Loss-Strategie her, weil ich bei den heftigen Schwankungen der letzten Jahre wirklich billige Einstiegsmöglichkeiten ganz einfach verpasst habe. Zunächst habe ich ein Stop-Loss von 10% auf allen Fondspositionen gesetzt. Die Grenze von 10% wurde zunächst rein willkürlich gesetzt.
Fragwürdig – könnte man meinen. Aber noch fragwürdiger sind die entgangenen Gewinne und verpassten günstigen Einkaufschancen der letzten zehn Jahre. Meine Handelsplattform bietet eine echt gute Funktion: Dynamische Stop-Losses. Bei steigenden Kursen werden die Stop-Losses automatisch nachgerückt. Nun ist bislang noch kein Stop-Loss ausgelöst worden. Aber was mache ich, wenn das doch passiert? Wann soll ich wieder einsteigen?
Ich habe mir dazu folgendes überlegt: Ich drehe die Stop-Loss-Strategie einfach um und wende sie sinngemäß auch beim Kaufen an. „Stop-Buy“ haben das die Börsenprofis getauft, weil sie geistreich sein wollten und eine Korrelation zum Begriff „Stop-Loss“ notwendig hielten. Ich finde diese Bezeichnung ziemlich dämlich, weil „Stop Kaufen“ doch nichts mit dem Wiedereinstieg, also dem Kaufen, zu tun hat. Ich nenne das jetzt „Begin Buy“.
Ich gedenke beim Auslösen eines Stop-Loss nun folgendes zu tun: Ich verfolge die Kurse weiterhin und setze bei jedem neuen Tiefststand einen Begin-Buy-Kurs von 10% über dem (Tiefst-)Kurs. Wenn diese Marke überschritten wird, steige ich wieder ein. Das heißt, kleinere Wertentwicklungen nach oben werden ausgesessen unter der Annahme, dass erst bei einem Plus von 10% ein echter Aufwärtstrend erkennbar ist. Auch dieses wird von meiner Handelsplattform unterstützt. Ich kann eine dynamische Begin-Buy-Order setzen und brauche mich um nichts mehr zu kümmern. Diese Order werde ich SOFORT nach Auslösen des Stop-Losses setzen!
Ich verspreche mir von diesen festgelegten Regeln, dass ich die Emotionen verdrängen kann und ich günstige Einstiegschancen nutzen kann. Die Regeln sind auch ziemlich einfach. Ich mag keine komplizierten Regeln und halte auch Fummeleien mit Geodreieck und Zirkel am Chart für fragwürdig und mit Kaffeesatzleserei vergleichbar. Ich kann mir vorstellen, dass meine Strategie nicht so neu ist, habe aber im Netz nichts vergleichbares gefunden. Nun gibt es den Ausspruch „Hin und Her macht Tasche leer“. Besonders im Hinblick auf die Ausgabeaufschläge verweise ich hier auf meinen Beitrag zu diesem Thema. Mit Ausgabeaufschlägen kann meine Strategie nämlich ziemlich nach hinten losgehen.
Da ich beim Festlegen meiner Strategie ungerne nach der Try-And-Error-Methode arbeiten will, habe ich meine Strategie übrigens bereits getestet. Hierüber und über die Ergebnisse werde ich im vierten und letzten Teil „Meine neue Strategie – Backtesting“ berichten. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir Eure Anregungen, Meinungen und Erfahrungen und Fragen mitteilen würdet.
Gruß
JustDoIt
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Hallo,
sehr schöner Artikel! Ich habe eine ähnliche Strategie mal anhand historischer Fondverläufe getestet und bin – insbesondere in Krisenzeiten – zu guten Ergebnissen gekommen. Allerdings ergeben sich folgende Konstellationen / Fragestellungen:
- Greift das System auch erfolgreich in der Zukunft?
- Teilweise hätte man extrem oft Kaufen / Verkaufen müssen. Mitunter 3-4 Order die Woche auf Fonds, bei Betrachtung der Schwankungen innerhalb eines Tages sogar noch öfter. Wie mann man dies vermeiden und dennoch erfolgreich sein?
- Beschäftigt man sich ein wenig damit, wird einem schnell klar, dass der größte Hebel bei fast allen Fods darin verborgen liegt, dass diese einfach zu bestimmten Zeitpunkten fallende Aktion verkaufen müssten und keine nauen kaufen dürfen. Warum nicht? Weil sie es nicht können, das haben sie bewiesen. Warum tun die Fonds dies nicht?
@ Arkad: Ist doch gar nicht der letzte Teil der Beitragsreihe. Ich habe doch noch Teil vier “Meine neue Strategie – Backtesting” angekündigt …
@ Unbekannt:
Das mit der Zukunft weiß keiner. Aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird es auch weiterhin ein Auf und Ab an den Märkten geben. Drei bis vier Orders die Woche mache ich auch nicht mit. Die vorgegebenen Schwankungsgrenzen von immerhin 10% lassen das Ganze schon etwas behäbiger werden. Ich zeige die Auswirkungen in Teil vier ausführlich. Ich war reichlich überrascht.
Asche auf mein Haupt. Das war ein redaktionelles Versehen. HAbe das mit Nr. 4 nicht mehr mit einbezogen …
Ich überlege mir übrigens gerade meine Depotstrategie für 2011, den ich muss ja auch noch meine Ziele formulieren und meine Jahresabrechnung beenden. Ich bin auch sehr angetan von dem was Du hier schreibst und werde mich sicherlich inspirieren lassen….
Hi JustDoIt,
vielen Dank für diesen interessanten Beitrag
Wendest du diese Strategie nur bei Fonds an oder auch bei Aktien?
Darf ich fragen wo du dein Depot hälst? Meine Bank bietet leider nicht diese von dir beschriebene Dynamik…
Liebe Grüße und ich freue mich sehr auf Teil 4
Hallo JustDoIt,
ein sehr interessantes Thema hast du dir da herausgesucht. Ich erkenne mich wieder, da ich in der Vergangenheit sehr ähnliche Fehler begangen habe (bezüglich buy-and-hold Strategie).
Nun aber gleich mehrere Fragen dazu:
1.) Welche Plattform bietet dir die Möglichkeit bei Fonds Stopp-Losses und Start-Buy Aufträge für Fonds zu vergeben.
2.) Du kaufst und verkaufst, so nehme ich an, direkt die Fondsanteile über eine Börse und nicht über die Fondsgesellschaften? Welche Börse wäre das? Sage auch bitte auch was zu den Geld/Briefkursen und den Kosten der Transaktionen? Was passiert, wenn deine Fonds in extremen Krisenzeiten keinen direkten Käufer an der Börse finden?
3.) Für ein Backtesting deiner Strategie würde mich interessieren, woher du historische Fondsdaten beziehst? z.B. ab heute rückwirkend für die letzten 10 Jahre? Wie granular betrachtest du die Fondskurse beim Backtesting (tägliche Kurse?)
Danke für die Beantwortung, alle warten mit Spannung auf den letzten Teil
pappke
@Beanty: Bei Einzelwerten mache ich das nicht. Nur bei Fonds oder Gesamtmärkten. Die Gründe erläutere ich in Teil vier. Eigentlich möchte ich keine Werbung oder Empfehlungen machen, aber ohne Nennung kommt Ihr auch nicht weiter… Also: Ich habe mein Depot bei der Fondsplattform ebase http://www.ebase.de (gehört zur comdirekt Bank und damit zur Commerzbank).
@Pappke:
zu 1.:
Siehe Antwort Beanty. Nähere Infos zur Dynamik bei Stop-Loss und Begin-Buy erhaltet Ihr z. B. hier: http://www.fondsclever.de/sites/dynamische-limits.php
oder hier: http://newsletter.fondsvermittlung24.de/newsletter-10-2010.html#5
Weder Fondsclever noch Fondsvermittlung24 ist mein Vermittler. Das heißt aber nicht, dass die nicht gut sind. Auch hier verweise ich auf meinen Beitrag “Ausgabeaufschläge…”.
zu 2.:
Käufe/Verkäufe tätige ich ausschließlich über die Fondsplattform. Also nicht über die Börse sondern direkt mit den Fondsgesellschaften. Also kein “Abnahmeschwierigkeiten”. Transaktionskosten fallen keine an(!). Wie schon erwähnt – Beitrag “Ausgabeaufschläge”.
zu 3.:
Ich habe das mit täglichen Kursen gemacht. Einzelheiten beantworte ich in Teil vier. Nur soviel vorweg: Meine Vorgehensweise ist sicherlich nicht die eleganteste, aber ich habe immerhin eine
Ich bitte um Verständnis, wenn ich hier noch nicht alle Fragen im Einzelnen beantworten kann – ich würde dem vierten Teil zu viel vorwegnehmen. Ich versuche aber mich zu beeilen.
Gruß
JustDoIt
Moin,
irgendwie fehlt in deiner betrachtung doch ein ganz zentraler Punkt: in welche der gefühlten 10Mio Einzeltitel investierst du?
Oder anders gefragt: wenn ein stop loss ausgelöst wurde, parkst du dann die freiwerdende kohle so lange bis laut der analyse ein guter einstiegszeitpunkt in GENAU DIE GLEICHE aktie erreicht ist oder suchst du dir für den nächsten kauf auch schon mal ne andere wkn raus?
@ Romsdalen:
Wahrscheinlich wird meine Antwort wieder verspätet zusammen mit meinem Kommentar von 07:36 Uhr veröffentlicht… Blöd.
Ich habe in meinem Fondsdepot nicht in Einzelwerte investiert. Deshalb ist es ja auch ein Fondsdepot. Von Einzelwerten steht auch nix im Artikel. Ich beabsichtige das Verfahren auch nur bei Fonds – Also nur bei Werten mit breiterer Streuung, da diese gewissermaßen das gesamte Marktgeschehen wiedergeben und sich von den Kursschwankungen her tendenziell ruhiger bewegen als Einzelwerte.
Die freiwerdende Kohle soll geparkt werden. Der meiner Meinung nach gute Einstiegszeitpunkt ist gewissermaßen nur nach dem Trendfolgeverfahren gewählt. Die Trendfolge kann ein erfolgreiches Instrument sein. Ich habe mir hier nur eine feste Regel erstellt. Und wenn der Fonds grundsätzlich gut ist – warum sollte man ihn nicht zu einem niedrigeren Einstiegspunkt wieder kaufen? Das ist ja gerade mein erklärtes Ziel, um mehr Rendite zu erzielen: Teuer verkaufen, günstig kaufen. Ich habe einige der Fonds, die sich in meinem Depot befinden, mal mit der Methode getestet und stelle die Fonds und die Ergebnisse in Teil vier vor.
Mich würde Deine grundsätzliche Meinung zu dem System Stop-Loss / Trendfolge interessieren. Wie denkst Du darüber?
Hallo JustDoIt,
Du hast Recht, ich musste Deinen Kommentar händisch freigeben. Er wurde von wordpress als genehmigungsbedürftig eingestufft. Ich abe keine Ahnung warum. Die Einstellungen sind für alle gleich und eigentlich will ich es so haben, dass jeder einfach direkt kommentieren kann, ohne dass es einer Freigabe der Kommentare bedarf. Das klappt au sonst bei allen. Nur der Million@r hatte iemal ein ähnliches Problem. Er hat sich dann auf meinem Blog als Benutzer registrieren lassen und seitdem fluppt es…
Gruß,
Arkad
So, habe mich jetzt registriert. Wollen mal sehen, ob es jetzt funzt.
Ahso
Aber das beantwortet meine Frage nur teilweise: wie findest du die Fondsprodukte deines Vertrauens? Hintergrund meiner Frage ist, wie du es mit der Streuung in den einzelnen Assetgruppen hälst.
Ich halte von Trendfolge eigentlich nicht viel. Ich halte aber im allgemeinen vom Vorhaben den Markt schlagen zu wollen auch nicht viel.
Das ist aber ne Grundsatzfrage und da du dich für aktives Fondsmanagement entschieden hast (davon geh ich jetzt einfach mal aus) finden wir sowieso keinen Konsens – müssen wir aber auch nicht
Meine Fondsprodukte finde ich wahrscheinlich wie die meisten auf ziemlich unspektakuläre Art. Ich suche mir “Schwergewichtsfonds” sowohl im Aktien- als auch im Rentenbereich aus und achte auf eine regionale Verteilung. Bei “Modefonds” bin ich sehr zurückhaltend. Fonds mit Schwerpunkten wie z. B. Biotechnologie, Region Vietnam o. ä. haben in der Vergangenheit gezeigt, wie mit Hurra-Ruferei Geld eingesammelt wurde, welches danach in der Versenkung verschwunden ist.
Ob mit meiner Methode der Markt tatsächlich geschlagen werden kann, muss sich erst zeigen. Ich bin aber sicher, dass ich so die Weichen für eine bessere Rendite als unter 3% jährlich gestellt habe. Und ich nehme Teil vier mal so viel vorweg: Sehr aktiv brauche ich bei dem Verfahren gar nicht zu werden. Zumindest wenn man der Vergangenheit glaubt. Ich will ja schließlich nicht zum Fondsdepot-daily-trader mutieren.
Gruß
JustDoIt