Der Million@r hat einen wirklich tollen Gastbeitrag zum Thema Forex Trading verfasst. Den veröffentliche ich natürlich gerne! Here we go:
Ein herzliches Hallo an alle Leser von MMUI. Und vielen Dank an Arkad dafür, dass er meinen Artikel als Gastbeitrag veröffentlicht.
In diesem Artikel möchte ich dem Leser gerne das Forex-Trading näherbringen. Ich beginne damit, zu beschreiben, was Forex ist, wie am Forex-Markt Gewinne erzielt werden können und welche Möglichkeiten es für private Investoren gibt.
Was ist Forex-Trading?
Forex steht für For eign Ex change und somit für den Devisenhandel / Währungshandel. Während den meisten Anlegern Aktien und Fonds bekannt sind, ist der Forex-Markt vergleichsweise unbekannt. Doch seit einiger Zeit finden auch immer mehr private Anleger den Zugang zum Währungshandel, da spezielle Forex-Broker die Einstiegsbedingungen in diesen Markt immer weiter gesenkt haben:
Mittlerweile kann ein Konto schon ab 250 Euro (teilweise sogar noch darunter) eröffnet werden. Auf den Sinn bzw. Unsinn eines so gering kapitalisierten Kontos werde ich noch eingehen.
Der Forex-Markt ist der größte Markt der Welt. Täglich werden Transaktionen i.H.v. schätzungsweise 3-4 Billionen USD durchgeführt. Das ist an einem Tag mehr als an der NYSE in einem Monat umgesetzt wird! Das gehandelte Volumen lässt sich allerdings nicht exakt bestimmen, da der Handel nicht über eine regulierte Börse stattfindet, wie bspw. bei Aktien oder Futures.
Vielmehr findet der Handel im Interbanken-Markt statt. Das heißt Banken und andere Institutionen handeln untereinander und haben einen eigenen Markt erschaffen.
Die bekanntesten Währungen sind
- EUR – Euro
- USD – US Dollar
- JPY – Japanischer Yen
- GBP – Britisches Pfund
- CAD – Kanadischer Dollar
- AUD – Australischer Dollar
- NZD – Neuseeland Dollar
Währungen werden immer als Paare notiert und beim Handeln gegeneinander getauscht: möchte ich EUR gegen USD tauschen, so ist dafür das Währungspaar EUR/USD zuständig.
Die Notation der Währungspaare wird mit 2 (alle Yen-Paare) bzw. 4 Stellen angegeben. Ein EURUSD Kurs von 1.3250 bedeutet:
- Für 1 EUR erhalte ich 1,3250 USD
- Für 1 USD erhalte ich 0,75 EUR (1 / 1,3250)
Die kleinste Einheit nennt man „ Pip „. Ein Pip entspricht also entweder 0,01 Punkte oder 0,0001 Punkten. Ändert sich der EURUSD Kurs von 1,3250 auf 1,3270 so entspricht dies einer Änderung von 20 Pips (20 x 0,0001).
Gewinne im Forex-Trading erzielen
Wer den Handel mit Aktien gewöhnt ist, der kennt die Regel: kaufe billig, verkaufe teuer.
Beim Forex-Handel können Investoren dagegen auch an fallenden Kursen Gewinne erzielen. Und das 24 Stunden täglich, 5 Tage die Woche von Montag bis Freitag.
Folgende Beispiele soll verdeutlichen, wie Gewinne und Verluste beim Forex-Trading erzielt werden können.
Beispiel 1
Der EURUSD steht bei 1,3250 und ich vermute, dass der Kurs steigen wird (d.h. ich gehe von einer Schwächung des USD oder einer Aufwertung des EUR aus).
Ich kaufe EURUSD (in der Fachsprache heißt das „ ich gehe long“ bzw. „ich öffne eine Longposition „) für 100.000 EUR – dafür muss ich 132.500 USD zahlen. 1 EUR kostet 1,3250 USD, also kosten 100.000 EUR entsprechend 132.500 USD.
EURUSD steigt 20 Minuten später tatsächlich wie erwartet auf 1,3270 an und ich verkaufe meine 100.000 EUR wieder. Dafür erhalte ich 132.700 USD, also 200 USD mehr, als ich zuvor für meine 100.000 EUR Position gezahlt habe. Diese 200 USD sind mein Gewinn, den ich mit meiner Spekulation erzielt habe.
Beispiel 2
EURUSD steht bei 1,3250 und ich rechne diesmal mit fallenden Kurse. Ich verkaufe EURUSD („ ich gehe short“ bzw. „ich gehe eine Shortposition ein „) für 100.000 EUR. Für meine 100.000 EUR erhalte ich 132.500 USD.
Der Kurs steht 4 Tage später bei 1,2900 und ich will meine Short-Position wieder auflösen. Ich tausche meine 132.500 USD in EUR um. Dafür erhalte ich diesmal 132.500 / 1,2900 = 102.713,18 EUR. Innerhalb von 4 Tagen habe ich über 2.700 EUR, also mehr als 2.7%, Gewinn erzielt.
Aber Vorsicht! Hätten sich der Kurs entsprechend stark in die andere Richtung entwickelt, so hätte ich Verluste in der selben Höhe entwickelt.
Die in dem Beispiel gewählte Positionsgröße von 100.000 Einheiten (in dem Fall EUR), ist die gängige Standardgröße im Forex-Handel und wird als „ Lot “ bezeichnet. Bei einer Position von 1 Lot im EURUSD hat 1 Pip den Wert von 100.000 USD x 0,0001 = 10 USD.
Der Gewinn oder Verlust wird immer in der an 2. Stelle genannten Währung verbucht. Bei EURUSD also in USD, bei GBPJPY wäre es JPY.
Forex-Broker und Trading-Software
Spezielle Forex-Broker bieten kostenlose Konten für das Forex-Trading an. Es gibt in der Regel keine Kontoführungsgebühr und oft auch „keine“ Transaktionskosten. Die Transaktionskosten sind im sogenannten „ Spread “ bereits verrechnet. Das ist der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Bei EURUSD etwa 2 Pips, also $20 pro 100.000 EUR.
Die meisten Broker bieten auch eine kostenlose Handelsplattform an, in der die Währungspaare gehandelt werden können und in der auch die Möglichkeit besteht, sich Charts anzeigen zu lassen.
Der Handel mit Hebel
Wie wir gesehen haben, kann man im Forex-Markt sehr schnelle, hohe Gewinne (und Verluste erzielen). Kaum ein privater Händler verfügt aber über ein 100.000 Euro Konto. Und der Handel mit 1.000 Euro lohnt sich kaum. Doch mit Hilfe eines Hebels kann man auch große Summen mit kleinem Geld bewegen.
Viele Forex-Broker verlangen eine Sicherheitszahlung (sog. „Margin „), die einem 1/100 des gehandelten Volumens entspricht. Manche Broker bieten sogar einen Hebel von 1:200 oder 1:500 an.
Das bedeutet: um eine 100.000 Euro Position im EURUSD einzugehen (long oder short), muss ich meinem Broker nur 1/100 der Summe als Sicherheitszahlung hinterlegen – also nur 1.000 Euro.
Alle Gewinne (und natürlich auch Verluste), die ich mit dieser 100.000 Euro Position mache, werden voll und ganz mit meinem Konto verrechnet (also gutgeschrieben oder abgezogen).
Beispielrechnung mit Hebel
Damit man auch mal sieht, wie man Geld verlieren kann:
Ich habe 5.000 Eur auf dem Konto und gehe bei einem EURUSD Kurs von 1,3250 short für 20.000 EUR, d.h. ich spekuliere auf einen fallenden Kurs. Meinem Broker hinterlege ich dafür eine Sicherheitzahlung von 200 EUR (1/100 von 20.000) – mir bleiben noch 4.800 EUR über, mit denen ich noch handeln könnte.
2,5 Stunden später steht der Kurs 150 Pips höher, bei 1,3400. Wir haben eben gesehen, dass der Gewinn / Verlust bei EURUSD einem Wert von $10 pro Pip entspricht, wenn man 100.000 EUR handelt. Da wir nur 20.000 EUR gehandelt haben, machen wir nur 2 USD Gewinn bzw. Verlust und es ergibt sich folgende Rechnung:
150 Pips x 2 USD = 300 USD.
Innerhalb von 2,5 Stunden haben wir ca. 300 USD verloren. Der Kurs steht bei 1,34 und somit wird von unserem Konto 300 USD / 1,3400 = 223,88 EUR abgezogen. Wir erhalten die Sicherheitszahlung von 200 EUR von unserem Broker wieder zurück, der Verlust von 223,88 wird abgezogen und unser neuer Kontostand liegt bei 5.000 – 223.88 = 4.776,12 EUR.
Mit dem Forex-Trading beginnen
Damit der Handel am Forex-Markt nicht zum reinen Zocken verkommt, sollte man sich an gewisse Regeln halten. Insbesondere betrifft das das Risko- und Geldmanagement.
Obwohl die Broker einen Hebel von teilweise 1:500 anbieten, sollte man den möglichst nicht nutzen. Mit 1.000 Euro kann man zwar theoretisch 500.000 EUR handeln, aber das würde einem Gewinn / Verlust von $50 pro Pip entsprechen. Nach nur 25-30 Pips wäre ein Konto von 1.000 EUR also platt.
Professionelle Forex-Trader gehen pro Trade ein Risiko von etwa 0,5% – 2,0% ein. Daran sollte man sich unbedingt halten, wenn man lange im Spiel bleiben möchte. Denn Verluste gehören zum Trading dazu und man muss lernen, sich damit abzufinden und mit Verlusten zurecht zu kommen.
Und hier sieht man auch, dass ein Konto von 250 Euro nicht viel Sinn macht. Bei 2% Risiko pro Trade, könnte man höchstens 5 Euro riskieren. Hier kann man dann nur ganz kleine Positionen handeln und entsprechend auch nur kleine Gewinne erzielen.
Geht man davon aus, dass man 5%-10% im besten Fall dauerhaft erzielen kann, so wären das bei 250 Euro lediglich 12,50 EUR bis 25,00 EUR pro Monat. So richtig interessant wird das Forex-Trading erst ab 10.000 EUR aufwärts. Es gibt allerdings auch Menschen, die ein Konto von nur $500 auf stolze $600.000 hochgehandelt haben .
Bevor man allerdings mit echtem Geld zu traden beginnt, sollte man erste Erfahrungen auf einem Demokonto sammeln. Hier kann man ohne jegliches Risiko, völlig kostenlos mit Spielgeld unter realen Bedingungen sein Können unter Beweis stellen. Außerdem erfordert es etwas Eingewöhnugszeit, bis man mit der Handelsplattform vertraut ist.
Zu lange sollte man sich aber nicht mit dem Demokonto beschäftigen. Denn Trading mit echtem Geld lernt man nunmal nur mit echtem Geld. Und der mentale Stress und die psychischen Herausforderungen, die das Trading an einen stellt, kann nur mit echtem Geld erfahren werden.
Wie geht’s weiter?
Mir ist klar, dass man mit einem Beitrag nicht alles über Forex-Tradings erzählen kann. Dieser Text sollte auch nur eine kurze Einführung ins Forex-Trading geben. Falls Fragen aufkommen sollten oder gewünscht wird, dass ich noch etwas genauer auf’s Forex-Trading eingehen soll, könnte ich das gerne in einem weiteren Beitrag machen.
Was z.B. nicht behandelt wurde sind Punkte wie man das Trading lernt, welche Handelsstile es gibt und wie man entscheidet, ob ich nun long oder short gehe, wieviel ich pro Position einsetze, wo ich ein- und aussteige…
Und nicht zu vergessen: die mentalen Aspekte des Tradings, die neben dem Geldmanagement zu den wichtigsten Punkten gehören.
Über Kommentare, Fragen und Erfahrungen anderer würde ich mich natürlich sehr freuen 🙂
Zum Weiterlesen:
Wer ist eigentlich dieser Helmut Ament?
Deal: Das Konzept aus Tim Ferriss „Die 4 Stunden Woche“
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ein sehr interessanter Gastbeitrag wie ich finde…
Schön wäre zu wissen wie man z.b. die Ein- und Verkaufszeitpunkte nach einer gewissen Strategie rausfindet… Oder handelt es sich beim Forex-Trading wirklich um reines Glücksspiel?
Kenn mich da leider gar nicht aus und wäre froh über mehr Input 🙂
Beste Grüße
so jetzt habt Ihr mich so neugierig gemacht, dass ich eine Spielwiese (Demo-Account) eröffnet habe. Nur so finde ich heraus, ob das wirklich das Richtige für mich ist.
hehe, viel glück 😉
Superinformativer Beitrag! Ich habe auch schon mal mit dem Metratrader herumgebastelt. Zugegebenermaßen war mir das dann doch etwas zu fummelig und zu undurchsichtig. Mich interessiert, wie lange Du selber schon Erfahrungen mit dem Forexhandel hast und ob Du Deine Erfolge als nennenswert einstufst. Außerdem interessiert mich, ob und wie man den Metatrader eigentlich „scharf“ schalten kann bzw. welche Software Du verwendest. Hast Du eine besondere Strategie? Wenn ja, verrätst Du uns die Grundlagen davon?
Ups, so viele Fragen…
Gruß
JustDoIt
Es freut mich, dass scheinbar Interesse an dem Thema herrscht 🙂
@Joachim: Der Erfolg beim Trading hängt kaum vom Glück ab. Es ist ähnlich wie beim Pokern. Da gehört zwar auch Glück mit dazu, aber das allein würde nicht erklären, wieso bei den großen Pokerturnieren immer die selben Spieler am Finaltisch sitzen… Aber Glück kann natürlich helfen, große Gewinne einzufahren. Langfristig entscheiden aber anderen Faktoren darüber, ob man dauerhaft profitabel handelt, oder nicht.
Es gibt sehr viele unterschiedliche Herangehensweisen beim (Forex-) Trading. Diese in einem Kommentar alle zu erwähnen würde den Rahmen schnell sprengen. Das Thema wäre aber vielleicht für einen zweiten Gastbeitrag interessant?
@Wolfsfrau: Gute Idee! Einfach mal ein wenig ausprobieren, die Handelsplattform kennenlernen und die Märkte beobachten. Um zu sehen, wie schnell man Geld gewinnen oder verlieren kann. Aber ohne eine Strategie, Geld- und Risikomanagement wird es schnell zur Zockerei. Dies muss dann im nächsten Schritt erarbeitet werden.
@JustDoIt: MetaTrader ist DIE Handelsplattform für Forex schlechthin! Kostenlos und von vielen Brokern weltweit angeboten. Ich trade jetzt seit ca. 4 Jahren an den Forex-Märkten. Habe zwischendurch immer wieder mal Pausen einlegen müssen und auch schon 2 oder 3x ein Konto verbrannt. Verluste gehören zum Trading dazu, damit muss man sich abfinden. Aber mittlerweile weiß ich, wo meine Schwächen sind und versuche diese abzustellen.
Über mögliche (und meine eigene) Strategien kann ich gerne in einem anderen Beitrag schreiben. Ein 3. Teil könnte dann das Geld- und Risikomanagement behandeln, im 4. Teil würde ich mentale Aspekte beim Trading behandeln.
Bisher gibt’s da aber noch keine konkreten Pläne…
Schildert doch mal euer Feedback, nachdem ihr mal ein paar Tage gehandelt habt 🙂
@Million@r: Ich bitte ausdrücklich um Fortsetzung Deines Beitrages. Das mit den Mehrteilern scheint sich übrigens durchzusetzen 🙂
So. Ich muss jetzt den Metatrader neu installieren. Funzt nicht mehr…
Sehr interessant. Würde mich auch über eine Fortsetzung des Artikels freuen.
Moin!
mich würde vor allem interessieren, welche durchschnittliche Verzinsung du mit diesem Vehikel erzielst. Und über die eingesetzten Strategien möchte ich natürlich auch mehr wissen 🙂
Sehr interessant, hab mir gleich einen Demo Account zugelegt. Wobei ich mich da wirklich erst richtig einarbeiten muss. Ich neige zu überstürzten Handlungen
LG
Hallo ihr Lieben!
Auch ich fand den Beitrag sehr interessant. Nun habe ich aber eine Frage, setzt man beim Traden bereits einen Zeitpunkt fest zu dem der Kurs gefallen/gestiegen sein muss, oder wie funktioniert das? Ansonsten könnte man doch auch ein wenig abwarten ob sich der Kurs nicht vielleicht erholt.
LG
@eule …klar könnte man abwarten, aber wenn man pech hat, fällt es immer weiter und man rutscht dann unweigerlich ins Minus. Eigentlich setzt man sich einen Punkt wo man aussteigt.
Kann man aber gut auch mal in einem Demokonto testen, um für die Vorgehensweise ein Gespür zu bekommen.
Nach zwei Jahren finde ich zurück zu diesem grandiosen Gastbeitrag.
Ich habe damals (frisch die Schule abgebrochen) alles verschlungen, was Forex und Daytrading anging und auch bald selbst angefangen. Was auch wirklich sehr gut gelaufen ist.
Von daher ein ganz, ganz dickes Danke, dass Du mich darauf gebracht hast. Allerdings mache ich gerade Abi und habe wirklich gar keine Zeit mehr für irgendwas. Aber wenn die Schule rum ist und ich im Studium Zeit dafür habe, lass ich mein Trading-Konto wieder aufleben. Im Moment finde ich auch CFD sehr interessant. Hat sich damit schon jemand befasst?