Heute gibt es wieder einen Gastbeitrag vom ÖSI-INVESTOR. Er stellt ein von ihm entwickeltes tool (exel-sheet) zum tracking von personal finance informationen vor. Übrigens: Die Grafiken werden größer, wenn ihr auf die Bilder klickt. Viel Spaß!
Im Jahr 2007 hatte ich ein Jahresbruttoeinkommen von ich 35.000 EUR und versuchte, jeden Monat 500 Euro beiseite zu schaffen. Ich hatte das Problem, dass ich beruflich reisen musste, und Geschäftsausgaben mit der Kreditkarte beglich, die ich innerhalb von wenigen Wochen von der Firma vergütet bekam. Die eigentlichen Kosten wurden erst Monate später von der Kreditkarte abgebucht, was zur Folge hatte, dass ich immer Tausende von Euro auf dem privaten Girokonto hatte, ich aber nie wusste, wieviel davon nun tatsächlich meines war, und wieviel letztendlich durch diverse Kreditkartenzahlungen wieder abgebucht werden würde. Dies veranlasste mich, ein entsprechendes Einnahme-Ausgaben Tracking zu erstellen, das Privatausgaben von Firmenausgaben trennte, so dass ich jederzeit wusste, wieviel Geld mir noch zur Verfügung stand und wo es sich aktuell befand. Bald eröffnete ich diverse Tagessgeldkonten, die ich ebenfalls in das Trackingdokument hinzufügte. Als später auch ein Wertpapierdepot mit ständig schwankenden Werten sowie Edelmetalle hinzukamen, konnte ich mir ein Leben ohne dieses zentrale Werkzeug nicht mehr vorstellen.
Mit wenigen Mausklicks weiß ich heute, wieviel Geld ich aktuell besitze, wieviel davon auf welchen Konten liegt, wieviel davon in Aktien, Anleihen, Gold, Silber angelegt ist, welches Geld für Konsum bestimmt ist, und wieviel ich im aktuellen Monat noch zur Verfügung habe, wieviel ich in diesem Jahr noch sparen muss, um meine Ziele für 2012 zu erreichen. Weiters helfen mir Navigationskennzahlen wie aktuelle Sparquote, durchschnittliche Sparquote, Asset Allocation im Wertpapierdepot, Sparziele, Anlageziele pro Asset-Klasse, Ausgaben pro Kategorie und Einnahmenprognose vs. echte Ausgaben, exakt über meine Finanzwelt Bescheid zu wissen.
Das klingt alles sehr komplex, ist aber in Wahrheit ganz einfach. Ich unterteile das Finanzen-Tracking in zwei Kapitel, erstens die Grundlagen und zweiten Zielerreichung und Messung.
1. Die Grundlagen
Alles, was ich tun muss, um meine Finanzen aktuell zu halten, sind folgende Dinge:
1. In einer regelmäßigen, beliebig wählbaren Frequenz meine Ausgaben u. Einnahmen in ein Excel-Sheet eintragen (ich mach das gleich jeden Tag – da ich am Computer arbeite, öffne ich abends für 3 Minuten das Excel und trage ein, was ich den Tag über ausgegeben habe. Das funktioniert wahrscheinlich auch wöchentlich oder gar monatlich). Eine Ausgabe stellt dabei eine Zeile im Tracking dar und wird einer Ausgabenkategorie sowie einer Zahlungsweise (optional) zugeordnet. Zum Beispiel sieht das so aus:
2. Das zweite, was man tun muss, ist den jeweiligen Sparbetrag pro Monat in einer eigenen Tabelle ausweisen. Dabei unterscheide ich zwieschen Echtem Sparen (=Beiseitelegen von Geld, das nicht für späetere Ausgaben, sondern für den Vermögensaufbau bestimmt ist) und Konsumsparen (Beisietelegen voN Geld für spätere Ausgabenw ie Urlaub, Auto, etc). Das ist bereits alles, was man zun muss, um automatische Reports über Ausgaben, Einnahmen und Sparquoten zu erhalten. Siehe hier:
Gut, ihr müsst noch ein paar weitere kleine Schritte unternehmen, um dann ein wirklich granulares Bild zu erhalten: zB. den Sparbetrag einem Konto zuordnen oder regelmäßig die aktuellen Aktienkurse eurer Wertpapiere aus dem Internet herunterladen. Aber im Großen und Ganzen ist das alles, um unter anderem folgende Berichte zu erhalten:
1. Bilanz: Das Herzstück des Finanzencockpits – hier seht ihr auf einem Blick die aktuellen Werte auf euren Konten (beispielhaft):
2. Asset Allocations in beliebiger Granularität
Für dieses zweite Diagramm ist es einmalig notwedig, Eure Aktien/Anleihen/Wertpapiere einer Kategorie zuzuordnen, siehe zum Beispiel hier:
3. Ausgabentrackings nach Kategorie
Diese bisher erbrachten Dinge sind wohl die absoluten Basics, um mal zu wissen wieviel Geld man einnimmt, ausgibt, und für was man seine Dinge ausgibt. Ich bin sicher, dass die meisten finanziell Interessierten Leser diese Basics auch umsetzen, wenn wahrscheinlich auch auf unterschiedliche Art und Weise (Tabellen, Kontoauszugs-Analyse, Depot-Auswertung, etc). So richtig interessant wird es meiner Ansicht nach aber erst dann, wenn man sich selbst Ziele setzt und ein entsprechendes Controlling aufsetzt. Auch für diese Art der Personal Finance Trackings, will ich euch zeigen, wie man das ohne viel Aufwand machen kann:
2. Zielsetzung und -Erreichung
Im Personal Finance sollte man sich klare Ziele setzen, und diese auch schriftlich festhalten. Nun gibt es unterschiedliche Arten, wie man Ziele formulieren kann. Die folgende Abstufung eines möglichen Zieles zeigt Unterschiede vom sehr vagen Ziel bis zum absolut unfehlbar konkreten Ziel:
– „Ich will reich sein“
– „Ich will per 31.12.2014 reich sein“.
– „Ich will per 31.12.2014 reich sein, in dem ich 500.000 EUR besitze“
– „Ich will per 31.12.2014 reich sein, in dem ich 500.000 EUR besitze, davon 300.000 in bar, 50.000 in Gold und 150.000 in Aktien“.
– „Ich will per 31.12.2014 reich sein, in dem ich 500.000 EUR besitze, davon 300.000 in bar, 50.000 in Gold und 150.000 in Aktien. 250.000 benötige ich, um mir mein Traumhaus zu kaufen, 50.000 in bar um finanziell abgesichert zu sein die 50.000 in Gold bleiben unangetastet als Inflationsschutz und 150.000 in dividendenstarke Wertpapiere bringen mir 1000 EUR monatlich an Dividenden“.
Ich persönlich finde, nur das letzte dieser Zielformulierung ist gut genug, um es wirklich verfolgen, messen und kontrollieren zu können. Mein Excelsheet hilft mir auch dabei, die Overall-Ziele zu planen, zu konkretisieren und auf Jahre/Monate herunterzubrechen. So plane ich zB. für 2012 einen Vermögensanstieg von +38.000 EUR und weiß jeden Monat, wieviel Geld ich in welche Anlageformen stecken muss, um dieses zu Ziel zu erfüllen (Marktschwankungen kann man dabei natürlich nur schätzen). Hier eine beispielhafte Planung auf Kontobasis:
Ich setze mich zB. jedes Jahr zwischen Weihnachten und Silvester hin und plane das Jahr. Dies ermöglicht mir nun, jeden Monat die Ist-Werte in genau der gleichen Form gegenüberzustellen, und so exakt zu wissen, wo ich stehe, wie weit ich von meinem Ziel entfernt bin, und ob ich Gegenmaßnahmen einleiten muss, um die Ziele doch nochzu erreichen (zB.: DAX fällt um 15% anstatt wie von mir geplant um 6% zu wachsen –> ich muss gegensteuern und mehr ansparen, um absolut gesehen meinen Vermögenszuwachs zu erreichen).
Grafische Aufbereitung des Ganzen hilft dann auch immer, vor allem was das monatliche Sapren anbelangt. Ich persönlich mach mir außerdem einen Spass daraus, mich gegen meine Vorjahres-Performance zu messen – spare ich weniger als im selben Monat des Jahres zuvor, bin ich nicht zufrieden.
Wichtig finde ich auch die Trennung zwischen finanziellen Zielen und Konsumzielen, die bei mir zB wie folgt aussehen und gemessen werden:
Mich erschrecken Aussagen von Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern, die nicht genau wissen, welche Aktien sie besitzen, wieviel Geld sie eigentlich gerade für Urlaube und andere Dinge zur Verfügung haben und wieviel Spielraum in finanzieller Hinsicht überhaupt gegeben ist.
Wenn ihr diese beiden angesprochenen Controlling Themen (Grundlagen + Ziele) ordentlich umgesetzt habt, wird es euch viel leichter fallen, Entscheidungen zu treffen, Performance zu beurteilen, Prognosen abzugeben. Kurzum – wer ordentlich dokumentiert und beobachtet, der wird auf kurz oder lang auch finanziell besser abschneiden.
Also los – geht raus und bringt Ordnung in euer Finanzen!
Ich stelle mein gesamtes Personal-Finance Excel System incl. Zielformulierung, Kontenverwaltung, Sparziele, Depotverwaltung, Edelmetallverwaltung, Bilanzerstellung, Berichtswesen, etc gegen einen Unkostenbeitrag von 8,99 EUR zur Verfügung (alle Diagramme/Tabellen etc in diesem Blog sind daraus entnommen). Aktuell mit bis zu 7 Konten. Basis-Excel Kenntnisse sind notwendig, um entspreche Erweiterungen/Änderungen vorzunehmen. Bei Bedarf bitte um Kontakt via:
Zum Weiterlesen:
Literatur zum reich werden
Werben auf mmui
Lust auf ein passives Einkommen?
Danke, danke, danke für diesen genialen Beitrag! Diese ganzen Grafiken sind sehr inspirierend und haben mich nun endlgültig davon überzeugt, auch alles schriftlich festzuhalten.
Eine Frage habe ich aber zur Jahresplanung: wie machst du das, dass du zu Jahresbeginn/ende das neue Jahr planst. Was nimmst du als Grundlage? Du weißt ja nicht, wie sich die Dinge entwicklen (Goldpreis, Aktienmärkte, …), welche Ausgaben auf dich zukommen, und so weiter.
Gruß
Walter
Erstmal danke an den ersten Käufer des Excel-Sheets. Hat nicht sehr lange gedauert, was mich sehr freut.
Hallo Walter, danke für das Lob des Beitrags, freut mich sehr. Für mich ist es eine Ehre, einen Beitrag für unser aller gemeinsames Ziel leisten zu können: finanziell erfolgreich/unabhängig/frei zu sein und zu werden.
Zu deiner Frage: Die meisten Dinge lassen sich sehr gut planen: ich kenne mein monatliches Gehalt, ich kenne meine Erwartungen für Bonuszahlungen und ich kenne meine Einnahmen durch passive Quellen (vor allem Dividenden, Zinsen und Wertpapierausschüttungen von zB Immo-Fonds). Damit habe ich die Einnahmenseite zu 90% abgedeckt – der Rest sind Sonderprämien/erträge zB durch Wertpapierverkäufe, Geschenke, Steuerrückzahlungen, etc. Bis jetzt konnte ich 6 Jahre hintereinander meine Einnahmenplanung immer übertreffen.
Bzgl. Ausgaben greife ich auf historische Werte zurück – ich nehme einfach die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben des Vorhjahres. Das funktioniert natürliche erst, wenn du bereits eine Zeit lang deine Ausgaben genau dokumentierst. Davor einfach Fixkosten zusammenzählen + geplante Ausgaben (Urlaub, Autokauf, etc) einplanen.
Aus der Differenz von Einnahmen/Ausgaben weiß ich dann auch, wieviel Gel dmir theoretisch überbleibt und ich somit das Vermögen vermehren kann. Für Wertpapierentwicklung plane ich mit konservativen, aber doch steigenden Kursen von je nach Asset zw. 3 und 6% Anstieg – sollte ich das nicht erreichen, muss ich eben meine Sparquote erhöhen und zusätzliche Einnahmen lukrieren.
Viele Grüße
Ösi-Investor
Hallo ÖSI-Investor,
toller Artikel. Du triffst hier den Kern, warum es wenige gibt die ihre Ziele erreichen. Auch, wenn es immer wieder trival erscheint, dass erste ökonomische Gesetz was für mich existiert ist, dass EINNAHMEN > AUSGABEN sein müssen. Dabei ist es völlig egal auf welchem „Niveau“ es sich abspielt.
Ich nutze für mein persönliches Finanzen-Update Quicken oder auch einige ipad/iphone Apps. Allerdings ist Dein Tool wahrlich aus dem Leben für das Leben…
Toll finde ich auch, dass Du den Part der Freizeit, das ErLEBEN von Aktivitäten in Deinen Finanzen nicht vergessen hast. Ich musste auch erst lernen, dass Geld als Zahl auf dem Konto sehr unemotional ist. Erst, wenn man es fließen läßt bekommt es „Leben“ oder wird emotional. Fazit also im Hier und Jetzt leben, aber auch zukunftsorientiert handeln.
Gruß René
Hallo Ösi Investor,
wieder ein sehr inspirierender Artikel in diesem Blog. Ich habe eine ähnlich ausgefeilte Excel Sammlung um meine Ziele zu fixieren und zu tracken seit einem Jahr. Das gibt einem den notwendigen Focus.
Ich extrapoliere auch die Entwicklung in die Zukunft unter recht defensiven Annahmen und verbessere das Modell jeden Monat etwas, weil es ständig durch Realität beschmutzt wird.;-)
Gruß Nils
Ein guter Ansatz, der einen sehr weit bringen kann. Setzt aber eine Vorliebe für Budgetierung bzw. eine eiserne Disziplin voraus. Braucht man es wirklich so detailliert? Es ist natürlich nicht verkehrt einmal über ein paar Monate alle Ausgaben zu erfassen, um festzustellen wie viel wofür ausgegeben wird, um gewisse Optimierung vorzunehmen. Aber fortlaufend alles bis in Details aufzuschreiben – finde ich erstens unnötig, zweitens sehr aufwendig und manchmal kaum möglich (es sei denn man läuft ständig mit einem Notizbuch herum und schreibt auf „Eis für Bodo 0,50€“).
Der andere (nicht bessere aber leichter praktizierbare) Ansatz ist am Anfang des Monats den gewünschten Betrag „wegzulegen“. Der Rest kann beliebig verwendet werden. Ob man statt neuen Schuhen lieber gut essen geht, spielt dabei keine Rolle. Die Kontrolle der Sparleistung (und nur darauf kommt es an) ist automatisch vorhanden.
Die detaillierte Zielsetzung (die Aufteilung des gewünschten Betrages auf einzelne Asset-Klassen) finde ich sogar kontraproduktiv. Denn wenn du ein Ziel setzt, das 15 (Licht-)Jahre entfernt ist, würdest du deine zu dem Zeitpunkt mäßigen Erkenntnisse in der Zielsetzung manifestieren. Auf dem Weg dahin sammelst du viele anderweitige Erfahrungen, dein Risikoprofil verändert sich. Also ich würde lieber nur den Betrag aufschreiben. Man kann sich regelmäßig Gedanken machen, ob man auf dem Weg ist, also, ob man mit der Strategie wirklich voran kommt und im Zeitplan ist. Dabei sollte es jederzeit möglich sein, Korrekturen vorzunehmen. Mit dem aufgeteilten Ziel muss dann aber das Ziel selbst umdefiniert werden.
Ok, für kurzfristige(1-2 Jahre) Zwischenziele ist die Detaillierung natürlich gut brauchbar.
Auch bei dem „Gegensteuern“ ist leichter gesagt als getan. Wenn du ein Depot von 100.000€ hast, und „DAX fällt um 15% anstatt wie von mir geplant um 6% zu wachsen“, dann fehlen dir 21.000€. Wie kann man diese zusätzlich(!) ansparen?
Hallo Andi,
ich gebe zu, man muss schon ein Zahlenfreund und ein wenig statistikverliebt sein, aber ich gehe davon aus, dass man das zu einem gewissen Grad auch sein MUSS, um finanziell besser dazustehen als der Schnitt. Ich lebe nach dem Motto „what gets measured, gets under control“ und will nicht im Blindflug durch das Monat laufen. Jede Firma muss eine Finanzplanung für das Jahr erstellen, und ich glaube nicht, dass das umsonst ist.
Selbstverständlich lege auch ich eine fixe Summe am Monatsersten beiseite, aber ich mache es mir zu einer Herausforderung, zusätzliche Summe im Laufe des Monats zu sparen und mich davon von Monat zu MOnat und Jahr zu Jahr selbst zu übertreffen. Ansonsten hast du ja null Ansporn, vom überbleibenden Betrag im Monat noch etwas beiseite zu legen. Ich will für mich sagen können, ok im Sommer hast du echt zu viel für auswärts Essen ausgegeben, da müssen jetzt Gegenmaßnahmen gesetzt werden. Weiters finde ich interessant nun zu sehen wie sich meine Kosten in den verschiedenen Kategorien mit steigendem Einkommen erhöht haben. Während zB die Kosten für Auto/Treibstoff von 2006 bis heute annähernd gleich geblieben sind, haben sich meine Aufwände für Lebensmittel überproportional erhöht. Daraus schließe ich, dass einfach 2012 teurere Weine und hochwertigeres Rindfleisch kaufe, als noch 2006 mit 35k Bruttoeinkommen.
Den Aufwand für Tracking finde ich minimal – 3 Minuten am Tag maximal. Ich öffne mein Konto, sehe die Abbuchugnen an und trage ein, was ich noch so ausgegeben habe. Ich schreibe auch keine 1/2 Euro Beträge auf, sonder runde entsprechend bei Größeren. Zb Kaffe trinken um je 1,99 EUR wird nicht dokumentiert, dabei schreib ich beiM Steakessen abends gerne 40 EUR statt 36. Easy going, hier muss jeder einfach seinen Stil finden.
Assetklassenaufteilung finde ich zwingend notwendig. Was bringt es dir, 1 Mio EUR haben zu wollen, wenn 950.000 EUR in Ackerland stecken, das du aufgrund erbtechnischer Regelungen die nächsten 99 Jahre nicht verkaufen darfst. Ich will ja wissen, was ich mit meinem Vermögen machen will – nämlich a) es erhalten (zB Gold/Silber), b) es selbst nutzen/verleben (Immobilien), c) passives Einkommen generieren (zB Dividentitel, Mietwohnungen, etc) oder d) es überproportional vermehren (Aktien, Hebelpapiere, etc). Bzgl. Kurzfristigkeit gebe ich dir völlig recht – Ziele u. Pläne müssen laufend überarbeitet/aktualisiert werden. Wie bei jedem anderen Plan auch.
Gegensteuern: Dein Beispiel nimmt an, ich wäre zu 100% in einen DAX ETF oder dessen BAsiswerte investiert. Bei einem Gesamtdepotverfall von 15% bei 100.000 EUR wird es natürlich extrem schwer, das wieder aufzuholen. Unmöglich ist es nicht. Wenn du deine Ziele erreichen willst und ALLES dafür gibst (siehe Buch: Das Prinzip Gewinnen von Arthur L. Williams), dann verkaufst du dein Auto und steigst auf Öffis um, nimmst einen Nebenjob an, strebst höhere Bon uszahlungen durch mehr Aufwand an oder lässt dir sonst kreative Dinge einfallen, um mehr Einkommen zu generieren. Wenn du dann statt der fehlenden 21k 15k wieder gutmachst, hast du mE bereits erfolgreich dagegengesteuert. Nicht jeder Plan kann auch immer erreicht werden.
Ich freue mich sehr über diese Dikussion!
Viele Grüße
Ösi Investor
Hallo Ösi Investor,
erst einmal möchte ich Deinen sehr gelungenen Beitrag loben. Ich bin sicher, dass Du bei vielen Lesern einen wunden Punkt triffst: Ein fehlendes Controlling. Ich musste auch erst einmal dahinterkommen, dass es ohne entsprechende Aufzeichnungen schwierig ist, die finanziellen Erfolge oder Misserfolge messbar bzw. erkennbar zu machen. Mittlerweile habe ich mir entsprechende Aufzeichnungen gebastelt.
Sicherlich ist es Geschmacksache wie man so etwas gestaltet. Ich bin jedoch ebenfalls der Meinung von Andi: Es grenzt schon sehr an Erbsenzählerei und bedarf einer doch eher sehr ausgeprägten Zahlenaffinität. So mutet ein Liniendiagramm mit dem Titel „Auswärts Essen“ doch eher seltsam an. Jedenfalls für mich. Und ich rechne schon stets und ständig im Kopf alles in EUR und Prozent um…
Zum Planen von Ausgaben/Einnahmen: Da mit der Plandauer auch die Anzahl der Unwägbarkeiten steigt, ist die Treffgenauigkeit auch nur im kurzfristigen Bereich gegeben. Natürlich sollte man z.B. auch wissen, wo das „verkonsumierte“ Geld so bleibt. Ich sammle alle paar Jahre für einen Monat alle Kassenbons bzw. schreibe Ersatzbelege und werte diese einmalig aus – mir reicht das. Ich bin der festen Meinung, dass man Gefahr läuft, das große Ziel aus den Augen zu verlieren, wenn man ZU sehr aufs Detail schaut. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Anhänger des Pareto Prinzips (80 / 20 Prinzip) bin.
Beim Thema Gegensteuern kann ich Deine Meinung nicht teilen. Also wenn Du (wie beispielhaft aufgeführt) Dein Auto verkaufen willst, einen Nebenjob annehmen willst usw. um das Ziel dann doch noch zu erreichen, warum machst Du das nicht jetzt schon? Ich hätte keine Lust dazu. Ich arbeite bereits jetzt am und teilweise deutlich über dem Limit an meinen Zielen und bin nicht bereit weiter zu gehen oder weitergehenden Verzicht zu üben. Wenn es denn ein Jahr lang mal nicht so toll läuft: So what? Nächstes Jahr läuft es wieder besser. Und: Maßgeblich ist, was unter dem Strich steht. Mit Biegen und Brechen wird keiner sein Ziel erreichen. Jedenfalls nicht mit Freude. Wenn man dann große Jahrespläne hatte und diese nicht erreicht hat kann das meiner Meinung nach nur zu Frust führen. Bei Deinem Plan (Grafik personal-finance-bild-10.jpg) habe ich übrigens was nicht verstanden: Du schreibst, Du plantest für 2012 einen Vermögenszuwachs von 38.000 EUR ein. In der Zeile „Gesamtes Vermögen“ steht am 01.01.2012 ein Betrag von 52000 EUR und am „Ziel“ ein Betrag von 79342 EUR. Macht bei mir nur knapp 28000 EUR Vermögenszuwachs. In der letzten Zeile „Zuwachs SOLL“ stehen jeden Monat ca. 1750 EUR. In der Spalte „Ziel“ sind es dann – 50000 EUR. Handelt es sich um einen redaktionellen Fehler oder ist das erläuterungsbedürftig?
Vorbildlich finde ich übrigens Deine Kontenübersicht bzw. Vermögensübersicht. Was ich vermisse ist eine gewinn- und verlustbezogene Rechnung. Ich möchte zum Beispiel wissen, wie rentabel eine Aktienanlage ist. Hier gehört nicht nur die bloße Wertentwicklung sondern auch Dividendenzahlungen mit hinein. Ich bewerte meine Geldanlagen seit geraumer Zeit einmal monatlich. Was auf Dauer nicht rentabel ist fliegt raus.
Mach weiter so mit Deinen Beiträgen!
Gruß
JustDoIt
Hallo JustDoIt,
wie besprochen sind die Detailgrade/trackings Geschmacksache. Für mich hat sich bewährt, verstehe aber, wenn nicht jeder auf diesem Level unterwegs sein möchte.
Gegensteuern: wenn du das erreichen willst und alles dafür gibst, dann würdest du es so machen. Wenn es dir zu „mühsam“ ist, dann lass ein schlechtes Jahr ein schlechtes Jahr sein. Ich persönlich würde auch keinen Nebenjob annehmen (bei bereits 60 Wochenstunden Arbeit), mir aber sehr wohl überlegen, wie ich den Gap schließen kann. Wenn es dir total egal ist, dann brauchst du auch erst gar keine Planung machen (bzw. dann hast du eine „Planung“ aber kein „Controlling“ im Sinne vom Steuerung). Ist ja so als würde ein Unternehmen sehen, dass seine Umsätze rückläufig sind, aber nichts dagegen unternehmen. Sieht man kaum. Zumindest nicht in Österreich 🙂
Die Zahlen in den Grafiken sind nur Beispiele und willkürlich eingetragen (wollte hier nicht meine eigenen Detailzahlen presigeben). Ich persönlich plane dieses Jahr einen Zuwachs von 38k netto.
Viele Grüße
Ösi
PS: Vielen Dank an alle Leser für die zahlreichen Excel-Bestellungen!
Hallo Ösi Investor,
ich glaube so weit liegen wir gar nicht auseinander. Zum Thema Gegensteuern sage ich nur noch so viel: Es gibt für mich eigentlich nichts was „zu mühsam“ ist. Aber irgendwo hat alles seine Grenzen. Wenn man bereit bist, ALLES für die finanzielle Zielerreichung zu tun, dann läuft man auch Gefahr, ALLES im privaten/persönlichen Bereich zu verlieren. Ich habe hierzu keine Lust (ich weiß wovon ich spreche) und nehme dann auch mal einen kleinen Hänger in Kauf – schließlich bin ich immer noch auf einem sehr guten Weg und gehe deshalb nicht gleich her und wechsle von Fleisch auf Tütensuppe 😉
Ein Unternehmen, welches sich erst dann um weitere Umsätze bemüht, wenn sich der Umsatz rückläufig entwickelt, muss sich natürlich die Frage gefallen lassen ob es sich nicht allzu lange auf die faule Haut gelegt hat. Die dann auf einmal möglichen neuen Umsätze/Kunden/Produkte hätten schließlich auch schon früher da sein können 🙂
Gruß
JustDoIt
Oh, JustDoIt ist aufgewacht…welcome back!
@ Ösi, es freut mich, dass es läuft.
Ich tracke auch, muss aber ebenfalls zugeben, dass ich nicht ganz so detailgetreu unterwegs bin. Ich schreibe da auch demnächst mal etwas drüber, finde es aber schon cool, was Du so immer und jederzeit über Dich weisst.
Gruß,
Arkad
Ich war nie weg. Nur aus Dir bekannten Gründen etwas stiller. Die Sommergrippe machts jetzt möglich 🙂
Zum Thema „Gegensteuern“.
Zum einen unterliegen wenigstens Aktien (und darauf basierende Finanzprodukte) gewissen Schwankungen. So dass dein Beispiel so alle 4 Jahre eintreten wird. Es heißt aber immer noch nicht, dass mittelfristig oder langfristig deine 6% in Gefahr sind (denn im nächsten Jahr macht die Börse 20% Plus). In dem Fall sorgt Gegensteuern, und ich nehme an nur in eine Richtung, für die schnellere Erreichung des Ziels. D.h. Gegensteuern wäre nicht dafür da, um im Lot zu bleiben, sondern sorgt letztendlich für die schnellere Entwicklung. Dafür muss aber evtl. ein zu hoher Preis bezahlt werden.
Mir gefällt der Ansatz von Romsdalen in seinem Blog „Projekt:Millionär“ . Seine Planung wird in mittelfristige und langfristige Ziele aufgeteilt, um genau wegen diesen Schwankungen der Börsen nicht gleich in Panik zu geraten und die fernen Ziele zu verwerfen (anzupassen).
Als mein Vermögen überschaubar war, habe ich auf die gleiche Weise, wie von dir beschrieben gegengesteuert. Da man antizyklisch handelt, sorgen die Steigerungen im nächsten Zyklus für einen enormen Schub. Das kannst du aber nur bis zu einem gewissen Grad betreiben, denn irgendwann sind Vermögensveränderungen nicht mehr durch zusätzliche Arbeitsleistung (oder Verkauf von Gegenständen) zu kompensieren (auch im positiven Sinne – und dies streben wir ja an).
Interessant.
Ich habe in frühren Jahren auch mit EXCEL gearbeitet,
bin dann aber auf eien kommerzielle Lösung umgestiegen, weil
meine Anlagen komplexer wurdne und ich den täglichen Geldverkehr über diverse Konten im Auge behalten muss und will.
Das hat sich über die Jahre so entwickelt, als ich weniger Geldbewegungen hatte hat auch ein EXCEL udn ein monatliche Asuzug von der Bank gereicht.
Leider liefert selbst diese Lösung (Qu*cken) nicht alle Anlageformen, z.B geschlossene Fonde oder man muss extrem tricksen oder in die „andere Vermögensarten“ reinstopfen.